Nie ohne meine Kamera

Bericht unserer ehrenamtlichen Helferin Monika Senn

Das Kinderheim GIRASSOL liegt im Süden der Megametropole São Paulo. Ich bin froh, inzwischen den Weg dorthin so gut zu kennen, dass ich ihn selbst mit dem Auto zurücklegen kann.Die Gegend, in der das Heim liegt, ist nicht die beste. Eine "favela" (eine Wohnsiedlung sehr armer Menschen in einfachen, illegal errichteten Behausungen) liegt in allernächster Nähe.

Als das Heim gegründet worden ist, im Jahre 1992, soll dort noch alles grüne Natur gewesen sein. Hier wie an fast allen „Enden" São Paulos wächst und wächst die Stadt unkontrolliert.

Sicherlich ist das Umfeld am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, aber mit jedem Besuch wird das Viertel vertrauter - dank der zwischenmenschlich so erfüllenden Momente im Kinderheim. Langsam mutet es sogar ein wenig heimelig an.

Das Kinderheim selbst liegt in einer kleinen Strasse, die man leicht überfährt. Wenn man rechts in sie hinein biegt, zeigen die einzigen herrlich grünen Baumkronen in dieser Strasse das Tor zum Kinderheim an. Wird das Tor dann nach dem Klingeln geöffnet, taucht man ein in eine farbenfrohe, Kinderherzen ansprechende Welt bunt angestrichener einfacher Häuschen. Man kommt dann auf eine große, fast das ganze Jahr über nutzbare Veranda zu, man sieht Spielplätze mit vielen Möglichkeiten der Bewegung und des Vergnügens für die Kinder. Überall viel Grün, schön angelegte Blumenbeete und hübsch bemalte Häuserfronten. Und immer wieder das Motiv der Sonnenblume (girassol).ra/Gallery{/besps}

Auf diese bunte Kinderwelt mit den Spielmöglichkeiten angesprochen, versichert Angelika Pohlmann, die Gründerin des Kinderheimes und ehrenamtliche Leiterin, stets, dass alles, ja alles an grösseren und kleineren Spielsachen, Schaukeln und Karussels Geschenke von Spendern seien. Ebenso sei sämtliches Inventar, also jedes Bettchen für ein Kind, eine Spendengabe. Nichts habe man selbst neu gekauft, erklärt die unermüdliche Angelika Pohlmann. Im Interesse einer möglichst langfristigen Perspektive des Kinderheimes gehe man auch äußerst sparsam mit den mühevoll gesammelten Geldzuwendungen um. Jede Ausgabe wird genauestens geprüft und mehrmals hinterfragt, bevor man sie schließlich tätigt.

Wenn die schulpflichtigen Kinder nicht gerade in der Schule – und damit außerhalb des Kinderheimes - sind, tummeln sich Kinder jeden Alters dort. Insgesamt beherbergt das Kinderheim derzeit 50 Kinder von 0, bis 16 Jahren. Die meisten Kinder sind den Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen. Besonders herzlich verläuft die Begrüßung dann, wenn sie einen bereits kennen. Die ohnehin in Brasilien übliche Begrüßung per Kuesschen fällt dann bei einigen Kinderchen besonders intensiv aus. Wir drücken uns, freuen uns über das Wiedersehen, manchmal wird man gar nicht mehr losgelassen, und man muss sich sanft befreien. Es kann auch schon mal passieren, dass ein Kind mich fragt: „Você agora é minha mãe também?" (Bist du jetzt auch meine Mama?)

Bei jedem Besuch des Kinderheimes nehme ich meine kleine Digitalkamera mit und mache Fotos von den Kindern, was das Zeug hält. Die Kinder lassen sich nicht nur besonders gerne fotografieren, sie haben auch größte Freude daran, jedes Foto gleich anschließend anschauen zu können. Dabei lachen sie laut vor Vergnügen, und es motiviert mich zusätzlich, immer weiter zu fotografieren. Aus diesem Erlebnis heraus und aufgrund der herrlichen Fotomotive – kein Wunder bei diesen hübschen Kinderchen! – kam ich auf die Idee, Postkarten von meinen Fotos der Heimkinder anfertigen zu lassen, sie zu veräußern und den Verkaufserlös dem Heim zur Verfügung zu stellen.

Obwohl ich bislang noch keine einschlägigen Erfahrungen hatte, machte es ungeheuren Spaß, die Karten zu konzipieren und mit Hilfe eines Grafikstudios eine Druckerei zu finden, die zu einem akzeptablen Preis 18 000 Karten druckte. In 6er Packs gibt es nun seit einigen Monaten diese Karten zum Preis von 6 Euro pro Paket, die Doppelkarte incl. Kuvert also zum Preis von 1 Euro.

Dies alles ließ sich verhältnismäßig leicht umsetzen – dieses kreative Arbeiten: Fotografieren, Auswählen der 6 schönsten Motive und Entwickeln einer Postkarte mit „Mehrwert" (der Mehrwert besteht darin, dass in die doppelseitige Grußkarte ein Lesezeichen integriert ist , das noch lange nach dem Empfang der Grußkarte einen Erinnerungswert für den Empfänger haben soll...). Im übrigen sind die Karten neutral gehalten und können damit für jeden Anlass eingesetzt werden.

Das Verkaufen danach stellte ich mir allerdings leichter vor. Ich ging davon aus, dass diese hübschen Doppelkarten für einen guten Zweck - und dann noch bei einem 100prozentigen Spendenanteil – „wie warme Semmeln" weggehen würden. Nun, heute, ein Jahr nach dem Verkaufsstart und unter Ausschöpfung vieler möglicher Absatzkanäle, ist erst ca. die Hälfte verkauft. Es wird noch eine Zeit dauern, bis sämtliche abgesetzt sind und dann ca. 18000 Euro das Budget des Kinderheimes bereichern werden.

Unabhängig von diesem Kartenprojekt fotografiere ich fleißig weiter im Lar GIRASSOL, erfreue die Kinder für den Moment, habe aber auch die Idee, für jedes Kind ein kleines Fotoalbum anzulegen. Wer von uns erfreut sich nicht an den Fotos aus seiner Kindheit?! - Diese Freude möchte ich auch diesen Kinderchen vom Kinderheim bereiten, also produziere ich fröhlich weiter Fotos....

Ein herzlicher Gruß aus São Paulo an Sie, liebe Leser,

Ihre Monika Senn

P.S.: Wollen Sie ein wenig in meine Fotosammlung hineinschnuppern, schauen Sie sich doch die folgende Bildergallerie an: {besps}Aktuelles_Archiv/2008_07_20_Nie ohne meine Kame

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